Ein DJ-Pult im Schlafzimmer, Geheimgänge wie bei „Harry Potter”, ein eigener Raum für Videospielautomaten – mit solchen Abenteuerzimmern wollen Eltern ihre Teenager zu Hause beschäftigen. Einige engagieren Architekten und Designer, um ganz neue Wohnideen für Jugendliche zu entwickeln: Teen-Lounges, Räume für Pyjama-Partys und „Büros”, wo sie ihre Hausaufgaben erledigen können.

Chris Pollack hat gerade ein Reihenhaus in Manhattan renoviert, in dem eine knapp 100 Quadratmeter große Teenager-Suite integriert ist. Dort sind Pingpong- und Billardtische, ein Tonstudio, eine Küche und ein Kino für Filme und Videospiele zu finden. Die Renovierungen haben etwa 750.000 Dollar gekostet. „Immer mehr Kunden mit Kindern, die gerade ins Teenager-Alter kommen, denken über so etwas nach”, sagt Pollack, der bei der New Yorker Design- und Bauberatungsfirma Pollack + Partners arbeitet. Er habe auch bereits mehrere Hausaufgabenzimmer mit Sicherheitskameras gebaut, damit die Eltern ein Auge darauf haben können, ob ihre Kinder zu oft ihren Computer benutzen.

Mit dem typischen Jugendzimmer hat dieser Raum nicht mehr viel zu tun: Immer mehr wohlhabende Eltern engagieren Architekten und Designer für die Gestaltung der Räume für ihre Kinder.

Mit dem typischen Jugendzimmer mit einigen Postern an der Wand haben diese Räume wenig zu tun. Familien werden immer kleiner, Häuser jedoch größer. Die Wohnräume von Teenagern haben sich dadurch immer weiter entwickelt, auch weil die Eltern mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen. „Die derzeitige Elterngeneration ist besonders liebevoll und gewissenhaft”, sagt Michael Thompson, ein Psychologe und Autor, der sich auf Kinder und Familien spezialisiert. „Doch sie ist auch besonders ängstlich.”

Jacquie Kim, eine Mutter von zwei Kindern in San Diego, verwandelte zum 16. Geburtstag ihres Sohnes Alex ein Poolhaus in eine Teen-Lounge. Ein Grund dafür war, dass er mehr Spaß daran haben sollte, zu Hause zu bleiben – denn er hatte gerade seinen Führerschein gemacht. Dafür hat Kim die Designerin Kristy Kropat engagiert, die das mediterrane Häuschen in einen modernen Raum mit LED-Lichtern, bunten Farbakzenten, metallisch grauen Wänden und Space-Invader-Bildern an der Wand verwandelte.

Heute ist Alex 18 Jahre alt und besucht im ersten Semester die University of California in Los Angeles. Wenn er nach Hause kommt, verbringt er immer noch Zeit in diesem Zimmer, ebenso wie seine 15-jährige Schwester. In einigen Jahren will Kim das Poolhaus womöglich wieder umwandeln, zum Beispiel in einen Sport- oder Hobbyraum. „Sein Geschmack passt gar nicht zu meinem”, sagt sie.

Eltern glauben auch, dass besonders attraktive Jugendzimmer im restlichen Haus für mehr Ruhe sorgen können. Lee Lovely, der bei einer Medizingerätefirma arbeitet, ließ sich bei der Lounge für seine 13 und 15 Jahre alten Kinder von seinen liebsten Videospielen und Comics inspirieren. Myriam Payne, seine Innenarchitektin, verwandelte ein Angestelltenzimmer und ein Wohnzimmer in einen Raum mit Pinballautomaten, Videospielen, einer Bettcouch und Korkböden. Die Möbel und Materialien sollten robust sein. „Sie brauchten einen Raum, wo sie Zeit verbringen und einfach Kinder sein können”, sagt Lovely.
Im Kinderzimmer können Erwachsene ihre Kreativität ausleben

In Kinderzimmern können Eltern kreativer werden als im Rest des Hauses. Als Melissa Kearney das Haus ihrer Familie gestaltete, wünschten sich die Kinder Geheimgänge wie in der „Harry Potter”-Serie. Der Wandschrank im Zimmer der zwölfjährigen Tia hat eine altmodische Tür bekommen, die an die Narnia-Kinderbuchreihe erinnert, in der die Hauptfiguren durch einen Schrank in eine Fantasiewelt entwischen. Der zehnjährige Ethan wünschte sich ein eher futuristisches Zimmer.

„Ich wollte, dass ihre Freunde gerne bei uns zu Hause Zeit verbringen”, sagt Kearney, eine Innendesignerin. „Das ist doch das, was alle Eltern wollen.”

Designer und Immobilienexperten warnen jedoch, dass Teenager-Räume so entworfen werden sollten, dass sie sich leicht wieder in normale Räume verwandeln lassen, wenn die Kinder ausziehen oder das Haus verkauft wird. Der Gutachter Jonathan Miller sagt, dass zu eigenwillige Häuser schwer zu verkaufen seien. „Das sind Ergänzungen, die keinen Wert schaffen.”
Einige Familien treiben es auf die Spitze

Jeff Hyland von der kalifornischen Maklerfirma Hilton & Hyland, sagt, er biete derzeit ein 50 Millionen Dollar teures Anwesen an. Die drei Kinder der Familie hatten jeweils eine 185 Quadratmeter große Suite mit Schlafzimmer, Studienzimmer und Spielzimmer und einer gemeinsamen Lounge.

Wenn er Häuser mit großen Teenager-Zimmern anbietet, erklärt Hyland den Interessenten immer, dass sich die Fläche zum Beispiel in eine Suite für die Schwiegereltern verwandeln ließe – „vorausgesetzt, dass es architektonisch so entworfen wurde, dass man es umbauen kann”, sagt er.

Einige Familien treiben das Konzept der Teenager-Räume auf die Spitze. Wayne Visbeen, ein Architekt aus Michigan, hat für Kunden ein knapp 750 Quadratmeter großes Haus entworfen, in dem auch eine große Fläche für Kinder integriert ist. Neben zwei großen Kinderschlafzimmern gibt es in dem Haus außerdem einen Karaokeraum, ein Kino, eine voll ausgestattete Küche, ein Basketballfeld, eine DJ-Station und einen Raum für Pyjama-Partys mit hängenden Hochbetten. „Die einzige Angst, die wir dabei hatten, war, dass die Kinder nicht mehr aus ihren Zimmern herauskommen würden”, sagt Visbeen, der die Kosten für das Erdgeschoss auf 2.700 Dollar pro Quadratmeter schätzt.

Auch größere Immobilienunternehmen springen auf den Zug auf. Jade Signature, ein Luxuswohnhaus, das gerade in Miami gebaut wird, bekommt auch eine gemeinsame Teenager-Lounge mit den neusten bewegungsgesteuerten Videospielen, einer elektronischen Wandtafel und Pingpong-Tischen. Laut Ana Cristina Defortuna, Vertriebschefin des Bauunternehmens, hatten auch frühere Wohnhäuser solche Gemeinschaftsflächen, jedoch waren diese nur ein Viertel so groß. Eigentumswohnungen in dem Wohnhaus kosten zwischen zwei und 20 Millionen Dollar.